Berliner Zeitung

Hermann Zimmermanns Schätzchen ist knallrot lackiert, hat runde Scheinwerfer und ein Faltdach: ein VW-Käfer Cabriolet, Baujahr 1971. Insgesamt sechs Modelle ist Zimmermann in seinem Leben schon gefahren, darunter einen in Mexiko produzierten Wagen und eine braun-beige Variante aus den 50ern. Seit 2011 ist der Vorsitzende des Oranienburger Käferclubs mit dem roten Cabrio unterwegs.

Die Käfer-Leidenschaft des 61-Jährigen begann schon früh. Der Großvater hatte eine Fahrschule, die der Vater übernahm - und das Fahrschulauto war stets ein Käfer. „Schon als Baby wurde ich darin herumgefahren“, erzählt Zimmermann. Damals wie heute steht für ihn fest: „Das Schönste ist der Klang des Motors“, das weltberühmte Stakkato des Boxermotors. 1979 kaufte er sich als Student sein erstes eigenes Modell: weiß lackiert, gebraucht, Reihe T-1303.

 

Der erste Käfer lief vor 80 Jahren vom Band

Zu diesem Zeitpunkt wurden in Deutschland schon keine Käfer mehr produziert. Im Januar 1978 lief im niedersächsischen Emden das letzte europäische Modell vom Band. Doch der Wagen, der erstmals vor 80 Jahren gebaut wurde, hat Kultstatus. Noch heute fasziniert er Auto-Fans auf der ganzen Welt. Auch in Deutschland: Seit Jahren ist der VW-Käfer der beliebteste Oldtimer.

 

Ein Monteur arbeitet an der Tür eines VW Käfers im VW Werk in Emden (Foto vom 30.07.1977)

Foto dpa

Nach Berechnungen der Deutschen Presse-Agentur auf Basis von Statistiken des Kraftfahrtbundesamtes waren bundesweit zum Stichtag 1. Januar 2017 mehr als 50.000 Käfer zugelassen. In Berlin waren es 953 Fahrzeuge, in Brandenburg 699. Bis 2003 wurden Käfer in Mexiko produziert, mit 21,5 Millionen Exemplaren war er lange Zeit das meistverkaufte Auto der Welt. 

Der VW-Käfer war das perfekte Studenten-Auto

Einer dieser Käufer war in den 70ern Yorck-Ekkehard Puls. „Der Käfer war damals gebraucht sehr günstig in der Anschaffung und im Unterhalt - perfekt für Studenten“, sagt der Vorsitzende des Käferclubs Berlin. Seit mehr als 30 Jahren ist der 56-Jährige schon Mitglied im Club. Angefangen habe der Club als Interessensgemeinschaft junger Käfer-Fahrer, sagt Puls. Mittlerweile seien Autos und Fahrer in die Jahre gekommen. 15 Mitglieder seien aktuell dabei.

Sie eint der Spaß am Tüfteln und Fahren. Zum Beispiel mit dem blauen Renn-Käfer, den sich der Verein vor einigen Jahren zulegte. Der kam unter anderem bei Oldtimer-Rennen auf dem Nürburgring zum Einsatz. Oder eben mit ihren eigenen Wagen - so wie Frank Huschke. Seit 1988 fährt er sein türkisfarbenes Modell, Baujahr 1961. „Ich bin handwerklich unbegabt, aber am Käfer konnte sogar ich viel selbst machen.“

 

Der Käfer entschleunigt das Leben

Mittlerweile bewegt er das Auto zwar nur noch von April bis Oktober, aber dennoch so oft er kann. Nur bei schlechtem Wetter bleibt es in der Garage. Oder wird auf Messen ausgestellt - zuletzt Anfang Januar. Für den Rentner macht die Entschleunigung beim Fahren den Reiz aus. „Ich bin altmodisch, habe keinen Computer und kein Handy. Dazu passt der Käfer.“ In den Club trat er ein, um Gleichgesinnte zu treffen. Ein Käfer sei schließlich nie nur Fahrzeug, sondern immer auch Hobby und Liebhaberobjekt.

 

So sehen das auch die Mitglieder des Käferclubs Oranienburg. „Traditionspflege, Erhalt der Autos und Geselligkeit “, fasst Hermann Zimmermann die Ziele des Clubs zusammen. 32 Mitglieder habe der Verein, „Tendenz steigend“. Einmal im Monat treffen sie sich, dazu kommen drei bis vier gemeinsame Ausfahrten jährlich. Mit dabei sind oft Mitglieder anderer Käferclubs - zum Beispiel aus Berlin. – 

Auch Frank Huschke war schon mit den Oranienburgern unterwegs. 2018 geht es für Hermann Zimmermann unter anderem ins Riesengebirge nach Polen. Natürlich im knallroten Käfer-Cabrio. (Marlen Keß, dpa)

 Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/29519526 ©2018